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Lieblinge

Ich habe einen Lieblingssupermarkt, eine Lieblingsgemüsefrau und einen Lieblingsgemüsemann (spielt Gitarre und singt, wenn keine Kundschaft da ist oder Kundschaft da ist, die keine ist, sondern sich bei ihm zum Plaudern trifft), einen Lieblingsfrüchteverkäufer, meine ganze Lieblingsaffenbande im Ranibariforest und nun auch meinen Lieblingsapotheker. Er hat mir schon mehrmals aus der Patsche geholfen. Und seine Frau steht auf dem Tresen, wenn sie etwas aus den oberen Regalen braucht. Da ich schon morgens um 7 kaum atmen kann auf der lauten Lazimpat, gab er mir gestern etwas gegen das Kratzen im Hals und 5 Allergietabletten. Für 5 Tage. Er schnitt den Blister zurecht. Einzelne Tabletten habe ich in meinem bisherigen Leben nur für meine Kater bei der Tierärztin in Nindorf bekommen. Der eine war auch ein Allergiker, der andere ein Neurotiker und beide Sensibelchen, denen ich nur mit größter List die verschriebenen Medikamente in den Rachen schmeißen konnte. In Nindorf hatte niemand die Kat

Winter

Für die Nepali ist schon lange Winter. Sie tragen Mützen und Schals. Für uns wird es allmählich ungemütlich am Abend. Tagsüber ist Sommer. Zum Essen gestern abend wurde uns nun schon zum zweiten Mal warmes Wasser serviert. Meine Hände freuten sich! Zum Glück zog ich zu Hause die Lederjacke aus dem Schrank. Alle Gäste sitzen in Mänteln am Tisch. Auch das Personal ist warm angezogen. Es gibt keine Fenster, die man schließen könnte. Auch bei privaten Besuchen legt man Jacken, Mäntel, Mützen und Schals nicht ab. Man weiß gar nicht, wohin damit. Es ist wie in Tsukuba: nirgends gibt es Kleiderhaken. Auch in unserem 10. Stock nicht. Den zweiten Kleiderschrank musste ich mir hart erkämpfen. Ungeplant ist heute Feiertag. Halbmastbeflaggung, Staatsbegräbnis (open-air cremation in Pashupati Aryaghat) des gestern verstorbenen Daman Nath Dhungana, eines Wegbereiters der Demokratie in Nepal. First Speaker of the House of Representative following the restoration of democracy in 1990, a multifaceted l

Brinzauls

Noch ein bisschen andere, unheile Welt - für alle, die denken, Schreckensnachrichten, die im Sekundentakt rund um den Globus laufen, würden uns hier, aus welchem Grund auch immer, nicht erreichen. Brienz / Brinzauls wird heute erneut evakuiert, die noch im Dorf Lebenden (es sind etwa so viele, wie auf Hallig Hooge) müssen ihr Zuhause bis 13 Uhr Schweizer Zeit verlassen haben. Da ist bei uns bereits die Sonne untergegangen. Und wir sind auf dem Weg ins Pho 99 (sorry, wenn unpassend, aber wir haben etwas zu feiern: den zweiten 17.). Das bündnerische Brienz unter dem Piz Linard wurde schon letztes Jahr im Mai geräumt von Mensch und Tier. Damals kam der Rutsch in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni - und verschonte, dank der Fürsprache des Heiligen Calixtus, das Dorf. Jetzt, heißt es, könnte es schlimmer werden. Je nach Wetter. Obwohl immer noch die Unwahrscheinlichkeitsvermutung gilt. Die Leere im Dorf dürfte Monate dauern, den ganzen kalten Winter lang. Ob wieder nur die Kirchturmuhr zu

Mond

Der zweite Monat ist um. Der Mond wird bei uns wieder erst nach Mitternacht voll. Und dann kommen die Morgennebel, die sich aber bald auflösen. Noch immer kein Herbstgefühl. Noch immer Tage voller Sonne. Ich wage mich an meine Haare.

Wasser

Auf dem Hinweg in den Wald lag die Katze noch da, auf dem Rückweg war sie weg. Und der unappetitliche Fleck mit Wasser weggespült. Mit Wasser wird viel hantiert. Auch die geschlossenen Shutters werden von außen abgespritzt, ehe sie aufgerollt werden. Mehr oder weniger erfolgreich. Kürzlich bekam ich fast einen Eimer voll ab, als ich früh um die Ecke bog und der Besitzer des Tierfutterbedarfsladens am Putzen war. Er schmetterte gerade mit Verve einen Eimer Wasser an seinen Rolladen. Er war sichtlich peinlich berührt und ich beruhigte ihn lächelnd. Nix passiert. Auch die Stadt schickt ihre Mitarbeiter mit Wassersprengern los, damit staubige Straßen und Gehwege gewaschen werden. Damit soll der Luftverschmutzung entgegengewirkt werden, die gerade massiv zunimmt, angeblich weil es zu wenig regnet, weil die Winde ungünstig wehen und die Bauern in Indien ihre Stoppelfelder abbrennen, damit sie neue Saat ausbringen können. Auch in Kathmandu - Metropolitan City! - wird in jedem Hinterhof alles

Katze

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Es gibt viel mehr Hunde als Katzen. Oder ich sehe nur die Hunde, weil die ständig unterwegs sind, überall herumlaufen, sogar die laute Lazimpat gehört ihnen. Oder sie liegen erschöpft im Schatten. Und bellen nächtelang. Und die Katzen? Verkriechen sich. Seit gestern liegt eine junge tote Katze mitten auf der Straße, auf meinem morgendlichen Weg zum Ranibariforest. Die Hunde beschnüffeln sie, wenden sich aber gelangweilt oder angewidert ab. Ich verstehe weder die Tiere noch die Menschen in diesem Land. Letztere hocken vor ihren Häusern am Straßenrand und gucken, plaudern, lachen. Putzen vor ihrer Haustür. Stören sich aber nicht an der toten Katze. Die liegt im Niemandsland.

Schuhe

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Mittwoch, der Dreizehnte! Und ich habe den ersten richtigen Schuhmacher gefunden. In meiner Laufnähe. Der macht Schuhe und liefert frei Haus. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Ob er aber beispielsweise auch meine Think's reparieren kann, wird sich zeigen müssen. Wenn ich soweit gelaufen sein werde, dass sie neue Sohlen brauchen.