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Wellbeing

Nun fängt das neue Leben an. Mein Thay bietet wieder livestreams an, führt mit Well-Being Qigong 13 Wochen durch den Winter. Er im Deer Park Monastery in Escondido, California. Alle andern irgendwo verstreut in der Welt. Ich in Panipokhari im 10. Stock. Er immer donnerstags, 5 pm PST. Ich immer freitags 05:45 am NPT. Der Start ist perfekt nach Dashain. Der Mond ist noch nicht untergegangen, die Sonne noch nicht aufgegangen! Ich habe (fast) nicht geschlafen. Week 1: Connect

Kojagrata Purnima

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Im Nepali Calendar beginnt heute ein neuer Monat: Kartik 1, Kojagrata Purnima, Katim Punhi; Kartik Snan, Aakash Dip Daan Aarambha. Vollmond und der fünfzehnte, letzte und heiligste, herrlichste Festtag von Dashain. Heute wacht die Göttin Laxmi über uns. Wer die ganze Vollmondnacht wach bleibt ( kojagrata soll wörtlich genau das meinen: wer wach ist) wird von Laxmi überschüttet (geduscht, gebadet) mit Wohlstand und Reichtum. Um nicht vorzeitig einzuschlafen, spielen meine Nachbarn die ganze Nacht Karten.  Ich werde mein Bett verrücken, denn heute kam in mein Zimmer ein Kleiderschrank und ich kann die ganze Nacht den letzten Koffer auspacken. Vorsorglich habe ich - mein neuer Wohlstand! - bei Daraz 36 Holzkleiderbügel bestellt. In Laufnähe fand ich nur Plastik. Vor genau einem Monat, am 17.9. sind wir kurz vor dem peak des letzten Vollmonds in Kathmandu gelandet, er nahm damals noch knappe 20 Stunden zu. Nun haben wir die beiden Mondphasen in diesem Land einmal durchlebt: zuerst die abn

Chaturdashi

Der letzte Tag im Ashoj. 30 Ashoj Wednesday 2081. Chaturdashi. So steht es in meinem Kalender. Außerdem: Kojagrat Brat. Oder Kojagrat Vrata. Der Vierzehnte. Der Vorletzte im fünfzehntägigen Dashainfestival. Brat ist auch polnisch und heißt Bruder. Vrata eher südslavisch für Tor. Das Einfallstor. Auf dem Weg in den Wald kommt mir die ganze Affenbande entgegen. Frohlockend und schreiend jagen sie mit Kind und Kegel über die Dächer. Sie haben eben den Gemüsehändlerinnen ihr Frühstück abgenommen. Es ist nämlich heute auch World Food Day! Da hält sogar die Tageslosung mit: "Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass" (Sprüche 15, 17).  Am Fuße der Treppe zum Eingang sitzt ein Mann mit einer Personenwaage und einem Blutdruckmessgerät. Er betreut die Nepali, die hier ihren Frühsport treiben. Auf der Waage habe ich noch niemanden gesehen, aber den Blutdruck lassen sich einige der Herren messen. Nach Acht packt die mobile Kriseninterventionsstelle ihre Gerä

Trayodashi

Der Dreizehnte. Trayodashi. Klingt in meinen Ohren immer noch wie polnisch. Jetzt aber richtig: trzynaście (dreizehn) oder trzynastka (die Dreizehn). Ist trotzdem Sanskrit. Der dreizehnte Tag von Shukla Paksha, von der zunehmenden Mondphase. Kein Feiertag, jedenfalls kein richtiger, aber auch kein richtiger Arbeitstag. Die Straßen sind noch geräuscharm und die Luft am Morgen frisch. Fast fröstelt mich! Mein Gewährsmann S. vertröstet mich auf Freitag. Wir müssen die restlichen Pakete bei der Post abholen, aber: govt officers come back to work on Friday after holiday. Derweil laufe ich hier um die Ecke und kaufe 100 tiefgefrorene Momos. Nach den Feiertagen ist vor den Feiertagen. Sales from the shutter in our Panipokhari Outlet - als ich das entdeckte, war es bereits zu spät und der shutter (Rollladen) über Tage pulled down (geschlossen). 50 veg + 50 chicken. Damit es nicht zu eintönig wird und kleinere Packungen gibt es nicht. Jetzt darf nur der Strom nicht mehr allzu oft oder allzu la

Dwadashi

Heute ist der zwölfte Tag. Auch wenn ich es nicht verstehe. Und immer noch Feiertag, himmlische Ruhe! Es ist der zwölfte Tag nach Neumond, jedenfalls in Nepal. Und es ist der 28. Tag nach unserer Abreise aus Europa. Also genau zwei 14-Tagestranchen. Irgendwie ist das schon richtig so. Ich schlafe viel, weil erst jetzt die Erschöpfung der letzten Monate ihr Recht fordert. Es wird früh dunkel, also lege ich mich früh ins Bett und stehe früh auf, laufe schnurstraks in den Wald, steige auf den Berg und gucke in den Himmel. Dwadashi erinnert mich an polnisch dwadzieścia - was aber zwanzig und nicht zwölf bedeutet. Dwadashi kommt wie fast alles hier aus dem Sanskrit und bezeichnet richtig den 12. Tag jeder Mondphase, also der Shukla Paksha und der Krishna Paksha. Das wissen wir schon. Seit gestern! Im Wald läuft ein ausgewachsener Affe herum. Vielleicht auch mehrere, aber bisher kam mir nur einer entgegen. Und der umarmte dann lachend einen uralten Baum.

Papankusha Ekadashi Brat

Der elfte Tag des vierzehntägigen hinduistischen Festtagsmarathons. Und warum nicht der zwölfte?  In meinem Kalender viele unverständliche Wörter. Papangkusha Ekadashi Brat, Annapurna Yatra, Asan. Chain. In der Früh zerdeppere ich ein Teeglas. Noch ohne Tee. Fege es mit einer unachtsamen Bewegung von der Anrichte. Kürzlich fiel mir ein Espressotassenuntertellerchen aus der Hand. Scherben dieser Art sind - im Gegensatz zu den verletzungssicher verpackten und verklebten Überresten deutschen Zollkontrollen - eine mittlere Katastrophe, da ich nicht weiß, wie sie zusammenfegen. Einen Staubsauger, den ich in meinem früheren Leben seufzend am Sonntagmorgen zur Hand genommen hätte, gibt es hier nicht. Und mit dem Besen, den meine cleaningladies mit bewundernswerter verve benützen, kann ich nicht umgehen. Nur gut, dass ich gerade allein auf bloßen Füßen durch die Wohnung tigere. Das Glas war eh überflüssig und das weiße Tellerchen, nun ja, passte auch nicht so richtig. Ich hatte zwei typisch br

Dashain ko Tika

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Ich versuche zu verstehen, was ich sehe, was ich höre, was ich lese. Ungefähr in dieser Reihenfolge. Heute geradezu gespenstische Ruhe und ein Leuchten überall! Es ist unglaublich, wie viel Schönheit hier an den unerwartetsten (kein schöner Superlativ, das gebe ich zu - aber so ist die deutsche Sprache) Orten und in den unerwartetsten (dito) Momenten in Erscheinung tritt. Sich manifestiert. Ohne Scham und ohne Kult. Einfach so. Voller Würde. Kürzlich trat meine Nachbarin auf dem 10. Stock aus der Tür und ich war sprachlos in meinem T-Shirt und einer ausgleierten Hose. So geblendet und verdattert, dass ich kein Wort herausbrachte. Ich hatte schon ihren Sohn oder Mann im Aufzug gesehen, der war wie alle und überall, in Eile und jeansblau. Aber die Frau! In meinem Kalender Bijayadashami (oder: Vijaya Dashami), Dashain ko Tika 2081, Devi Bisarjan. Die TKP (The Kathmandu Post) berichtet: "the Nepal Panchanga Nirnayak Bikas Samiti has declared 11:36 am as the ideal time for receiving ti