Kalenderreform

Ich lebe im Rhythmus der Mülltrennung und des Abfuhrkalenders. Meine Papiertonne ist seit Tagen bis oben voll. Also höre ich auf, Papiere zu sortieren. Das kann nun einen weiteren Monat warten. Nächste Woche ist Wertstoff an der Reihe. Auch davon habe ich reichlich.

Die halbleere blaue Tonne der Nachbarn versetzt mir aber einen ungeahnten Mobilitätsschub! Zuerst vertraue ich ihr nur die leeren Aktenordner an. Die stehen bereits zur Abfuhr bereit und fordern einiges an Raum. Dann, verblüffend für mich selbst, kann ich der Aufforderung der immer noch nicht vollen blauen Tonne der Nachbarn nicht widerstehen, endlich auch die allerletzte Papierecke oben in meinem Arbeitszimmer aufzuräumen. Ich bin ein Kind des Papiers! Schrieb in meinem Leben Tausende Hefte und Tonnen von Seiten voll. Und nun entledige ich mich unverhofft auf einen (mehrere natürlich) Handschlag allen schriftlichen Übels der letzten 50 Jahre!

Kaum ist der letzte volle Papierkorb in die Tonne verklappt und der Deckel so endgültig zugeschlagen, wie nur ein Sargdeckel zugeschlagen werden kann, schwankt röhrend das schwere Gefährt um die Ecke, das den Müll aus allen Tonnen der Straße und der Stadt schluckt. 

Nun kann ich guten Gewissens ein neues Leben anfangen. Nach mir nicht die Sintflut. Ich bin clean und der Dachboden ist leer.

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