Pässe II
Kürzlich, auf meiner ersten Reise nach Lalitpur, trug ich meine Wanderschuhen und musste sie bei keiner Kontrolle, an keinem Flughafen ausziehen. Ich behielt sie fast 24 Stunden lang an den Füßen. Nicht weil ich dort sofort in die Berge steigen wollte oder gar über mehrere im Wind schwankende Hängebrücken hinweg gleich mehrere Gebirgspässe passieren wollte. Nein, ich wollte die Wanderschuhe einfach nur stehen lassen. Damit sie angekommen sind. So wie ich zwei volle Koffer, eine Handvoll Bücher und einen meiner beiden laptops stehen lassen wollte.
Mein halbes Leben steht seit einem halben Monat bereit in Kathmandu.
Logistisch ist es sinnvoller, schwere Schuhe an den Füßen mitzutragen als im Koffer. Dies ist nur ein Beispiel für grandiose Missverständnisse, die mir gerade auf Schritt und Tritt entgegenschlagen. Rundum wird alles hinterfragt, was ich tue oder lasse. Ständig soll ich mich rechtfertigen. Noch nie in meinem Leben sah ich mich einer so hemmungslos lauernden Dauerbeobachtung ausgesetzt wie in den letzten Wochen und Monaten. Mein eigener Wille zählt nicht und nichts mehr, auch nicht mein Kopf oder mein Bauch, meine Seele, geschweige denn die Träume, mein unruhiger Geist und das ganze, wie ich immer dachte, überdurchschnittlich intelligente Ich!
Die Nepali hingegen stellten keine Fragen. Sie sagten: Oh! You will like it!
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