zu schade

Das Haus ist fast leer. Und doch kommt immer wieder der gierige Griff. Wenn ich sage: "Das bekommt die Kleiderkammer." Oder: "Das holt hoelp ab." Nein, höre ich dann, entschieden: "Nein! Das ist zu schade, das nehme Ich!" Zu schade für die Kleiderkammer, zu schade für hoelp. Ich würde verstehen, wenn es um die schwarze Tonne ginge. Um den Restmüll. Wenn ich sagen würde: "Das kommt weg!" Oder: "Das schmeiß ich in den Müll." Ich könnte verstehen, dass jemand einwendet, aber das ist zu schade für den Müll, das ist doch noch gut, völlig intakt, noch zu gebrauchen. Wirf es bitte nicht weg, nicht in diese Tonne (die bei mir btw einen grauen Deckel hat), dann nehme ich es lieber mit. Das könnte ich verstehen. Und akzeptieren. Und müsste mich nicht hintersinnen, bräuchte kein einziges Wort darüber verlieren.

Aber bei der Kleiderkammer? Bei hoelp? Warum gönnen die Leute keinem armem Tropf auch mal ein Schnäppchen? Warum greifen die lieber selber zu, deren Wohnungen, Häuser, Zimmer, Garagen, Gartenschuppen bis oben hin vollgestopft sind mit Ichweißnichtwas? Warum gönnen sie keinen ukrainischen oder syrischen Geflüchteten etwas Anständiges. Schönes. Überflüssiges. Wie zB ein Bild an die Wand oder ein Buch in die Hand. Was sagt das über uns Zivilisierte, Angepasste, gut Ausgebildete, untertänig Sozialisierte, brave Menschen an der Westküste, wenn etwas zu schade ist für die Kleiderkammer, zu schade für hoelp?

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