Chaturdashi

Der letzte Tag im Ashoj. 30 Ashoj Wednesday 2081. Chaturdashi. So steht es in meinem Kalender. Außerdem: Kojagrat Brat. Oder Kojagrat Vrata. Der Vierzehnte. Der Vorletzte im fünfzehntägigen Dashainfestival. Brat ist auch polnisch und heißt Bruder. Vrata eher südslavisch für Tor. Das Einfallstor.

Auf dem Weg in den Wald kommt mir die ganze Affenbande entgegen. Frohlockend und schreiend jagen sie mit Kind und Kegel über die Dächer. Sie haben eben den Gemüsehändlerinnen ihr Frühstück abgenommen. Es ist nämlich heute auch World Food Day! Da hält sogar die Tageslosung mit: "Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass" (Sprüche 15, 17). 

Am Fuße der Treppe zum Eingang sitzt ein Mann mit einer Personenwaage und einem Blutdruckmessgerät. Er betreut die Nepali, die hier ihren Frühsport treiben. Auf der Waage habe ich noch niemanden gesehen, aber den Blutdruck lassen sich einige der Herren messen. Nach Acht packt die mobile Kriseninterventionsstelle ihre Geräte wieder ein. Dann gehört der Wald den Affen und dem Müßiggang. 

Ich muss zum ersten Mal anschreiben lassen. Ich stecke mir imme nur ein paar Rupies ein. Für alle Fälle. Eigentlich brauche ich nichts am frühen Morgen. In letzter Zeit erledige ich aber auf dem Heimweg meine Tageseinkäufe. Gestern wollte ich Eier kaufen, aber der Mann wollte mir nur 50 (eine ganze Palette) verkaufen. Das ist viel zu viel und wie soll ich die über Stock und Stein und über die laute Lazimpat nach Hause jonglieren?! Es beeindruckte ihn absolut nicht und so kaufte ich ihm ein Büschel grünes Gemüse (Kraut, s.o.) ab. Sehr bitter! Heute also frage ich im nächstgelegenen Shutter-Shop, ob ich zehn Eier haben könne. Kann ich. Also nehme ich halbes Kilo Zwiebeln dazu und fange an, die Noten in meiner Hand aufzublättern. Es bleibt noch etwas übrig und ich greife nach einer riesigen Ingwerknolle. Nun fehlen 10 Rs! Der Kunde neben mir lacht und macht eine eindeutige  Handbewegung. Finish! Pleite. Oh ja! I'll bring it tomorrow, biete ich an. Die Eierverkäuferin strahlt und nickt. Namaste! 

Mich kennt hier längst jede und jeder. Wenn ich die Schuld nicht abtrage, kann ich mich nie mehr blicken lassen.

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