Der Schrank

So einen Schrank hatte ich noch nie! Bescheiden, schlank, robust. Aus massivem Holz. Dunkel lackiert. Beste Handarbeit! Ich habe fast alles darin untergebracht (worauf ich ein bisschen stolz bin). Bis auf Skiunterwäsche, Wintermütze, Schlafsack und Trekkingrucksack. Diese (vorerst überflüssigen) Dinge könnte ich in einen der leeren Koffer packen und diesen Koffer oben auf den Schrank hieven. Aber das würde den Schrank entweihen und ihm die vornehme Würde nehmen. 

Wie Ihr sehen könnt, hat der Schrank zwei Türen und ist abschließbar. Wozu, weiß ich nicht. In diesem Land gibt es keine Diebe. Wie Ihr nicht sehen könnt, sind im Innern hinter der linken Tür 4 Schubladen, hinter der rechten 2 Schubladen verborgen. Darüber ist die Stange zum Hängen angebracht. Hinter der rechten Tür hängen also an meinen neuen Holzkleiderbügeln längeren Sachen, wie Sommerkleider, Winter- und Regenmantel, hinter der linken Tür Blusen, Jacken, Hosen. So weit so gut.

Das Problem - oder das Wunder? - des schlichten Schranks besteht darin, dass er in der Breite doppelt so viel Platz beansprucht, wie er eigentlich einnimmt. Das mag absurd erscheinen. Aber die Schubladen (sorgfältig assortiert mit Kleidungsstückchen des täglichen Bedarfs wie Unterwäsche, Unterhemden, Strümpfe, solche und andere, T-Shirts, lang- und kurzärmelige, Stofftaschentücher, Seidenschals und Winterschals aus reinem Cashmere, Lederhandschuhe, Lückenbüßer und dergleichen mehr) kann ich an den geschliffenen Glasknöpfen nur aufziehen, wenn die Türflügel vollständig geöffnet sind, sie also eine 180-Grad-Drehung (Volte?) vollzogen haben und exakt im rechten Winkel zu den Schrankseitenwänden stehen. So etwas habe ich meiner Lebtag noch nie gesehen. Geschweige denn gehabt, genutzt!

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